Henry van de Velde

Die Privat-Häuser des Henry van de Velde

Einer der bedeutsamsten und universellsten Gestalter Europas war der 1863 in Antwerpen geborene Henry van de Velde. Er malte, entwarf Teppiche, Geschirr, Besteck, gestaltete Bücher, Kleidung, Möbel und Innenräume, vor allem aber schuf er bedeutende, uns z.T. gut vertraute Architekturen, zentrale Punkte unseres kulturellen Erbes. Beseelt war er von dem Gedanken, die Welt durch komplexe Schönheit zu verbessern.

Der Vortrag widmet sich den Privatgebäuden des „Alleskünstlers“, wie er im Jubiläumsjahr 2013 genannt wurde. Ausgehend von „Bloemenwerf“, das 1895 südlich von Brüssel entstand, über „Haus Hohe Pappeln“ in Weimar von 1908 und „De Tent“ bei Den Haag von 1921 bis zu „La Nouvelle Maison“ in Tervuren bei Brüssel von 1927.

Die Privat-Gebäude geben Anlass, über die Person Henry van de Velde zu berichten, über seine Bauvorhaben und Bauherren, wie er sich in Szene setzte und über bedeutende Weggefährten wie u.a. die Witwe Theo van Goghs, Harry Graf Kessler, Elisabeth Förster-Nietzsche, Karl Ernst Osthaus und Helene Kröller-Müller. Letztendlich wird man ihn als Europäer kennenlernen, der in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf selbstverständliche Weise zuhause war.

Man wird vertrauten Gebäuden wiederbegegnen, wie dem ehemaligen „Folkwang-Museum“ (heute „Karl Ernst Osthaus-Museum“) und der feinsinnigen Villa „Hohenhof“, beide in Hagen, den Bauhaus-Gebäuden in Weimar oder dem „Kröller-Müller-Museum“ im niederländischen Otterlo.

A La Ronde / Haus Wittgenstein / Käseglocke

Nicht normal? - Nicht normal! Drei bewegende Geschichten von eigenwilligen Bauten, ihren Erbauern und Bewohnern

1796 wird auf einem Hügel oberhalb eines englischen Seebades ein ungewöhnliches, 16eckiges strohgedecktes Haus für zwei Kusinen fertiggestellt, das sie bis zu ihrem Tode liebevoll mit den Mitbringseln einer mehrjährigen „Grand Tour“ durch Europa ausgestalten.

130 Jahre später beginnt der Philosoph Ludwig Wittgenstein in Wien mit der Planung seines ersten, völlig schmucklosen Hauses, in dem seine Schwester wohnen wird. Es entsteht eine „hausgewordene Logik“, deren Strenge, Klarheit und Härte nobel und asketisch zugleich ist.

Im gleichen Jahr 1926 wird im norddeutschen Worpswede eine kleine Wohnhalbkugel fertiggestellt, deren Idee der Erbauer und Bewohner, ein mittellose Schriftsteller, von einem berühmten Architekten kopiert.

Geschildert werden die beteiligten Personen, Quellen, Wertvorstellungen und Zeitumstände, aus denen sich die Hausideen speisen, ihre Form und Struktur sowie die Geschichte ihrer Nutzung.

Werkbundausstellung Köln 1914

Vor 100 Jahren: Konrad Adenauer und die Künstler –
die Kölner Werkbundausstellung 1914 (geplant für Frühjahr 2014)

Das Deutzer Rheinufergelände stellt der mutige junge Erste Beigeordnete Konrad Adenauer 1914 für eine umfassende erste Leistungsschau des 1907 gegründeten Deutschen Werkbundes zur Verfügung. Die Stadt selbst investiert die große Summe von 5 Millionen Reichsmark für das ambitionierte Vorhaben. In der Dimension einer Weltausstellung zeigen dort ab dem 15. Mai 1914 renommierte Architekten, Künstler und Gestalter, wie sie sich zeitgemäße Produktgestaltung vorstellen, z.B. Bruno Taut mit einem Glas-Pavillon, Richard Riemerschmid mit einer Mustervilla, Henry van de Velde mit einem fortschrittlichen Theaterbau oder Walter Gropius mit einer hypermodernen Musterfabrik. Manches auf der anspruchsvollen Schau ruft bei den Besuchern nur Heiterkeit hervor.

Kurz nach der Eröffnung beginnt der Erste Weltkrieg, die Schau schließt schon Anfang August, Schauräume werden zu Lazaretten, mancher der Beteiligten stirbt auf den Schlachtfeldern.

Der Vortrag zeigt herausragende Beispiele jener Schau, schildert einen tiefgreifenden Streit über „Standardisierung“ und die Bedeutung individueller kreativer Leistungen innerhalb der Mitglieder des Werkbundes, beschreibt die Zeitumstände und erzählt von manch fruchtbarer Begegnung unter den Teilnehmenden.

Künstler im Zweiten Weltkrieg

1914 - Die Kreativen und der Krieg. Künstler und Architekten ersehnen, erleben und erleiden den Ersten Weltkrieg. (geplant für Herbst 2014)

Welches Bild vom Krieg tragen jene im Herzen, die 1914 begeistert ins Feld ziehen, und in welchem Maße ist dies durch philosophische – etwa von Friedrich Nietzsche - und literarische Lektüre geprägt. In wieweit haben die sich jubelnd freiwillig meldenden jungen Soldaten das von ihnen ersehnte Geschehen in ihren Arbeiten antizipiert? Was erhoffen sie sich von einer kriegerischen Auseinandersetzung – für sich selbst, für die Gesellschaft und die Kultur im Allgemeinen? Wie verarbeiten sie das, was sie sehen und erleben?

Warum wollen andere hingegen mit dem wilhelminischen Militarismus nichts zu tun haben? Was sehen sie durch ihn bedroht? Wie erleben diese unfreiwillig Eingezogenen das Kriegsgeschehen? Welche Wandlungen gehen in ihnen vor angesichts des neuen Gesichtes der Schlachten und des Schlachtens? Wie verarbeiten sie ihre Erfahrungen in ihren Werken?

Welche Wandlungen vollziehen sich in der Haltung durch die Erlebnisse auf den Schlachtfeldern? Welche künstlerischen Früchte zeitigt der Weltkrieg nach seiner Beendigung?

Untersucht werden diese Fragen an den Biographien von z.B. Ludwig Meidner, George Grosz, Max Beckmann, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, August Macke, Christian Rohlfs, Oskar Schlemmer, Erich Mendelsohn und Walter Gropius. In schriftlichen und bildlichen Zeugnissen kommen sie zu Wort. Es entsteht ein differenziertes Bild, welche komplexen Erschütterungen Krieg auszulösen in der Lage ist.

La Saline Royale

Salz, der Gedanke einer Idealstadt, oder ein guter Grund, vom Weg abzuweichen: „La Saline Royale“ in Arc-et-Senans, ein Architekturensemble von Claude-Nicolas Ledoux

Salz gewinnen zu können, bedeutete in früheren Zeiten, große wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht ausüben zu können. Dass Könige daher bestrebt waren, die Herstellung und den Verkauf von Salz in ihrem Namen durchführen zu lassen, versteht sich von selbst.

Kurz vor der französischen Revolution, in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts, beauftragte der französische König den begabten Architekten Claude-Nicolas Ledoux, eine königliche Saline im Department Franche-Comté zu bauen. Berühmt ist der noch heute erhaltene Bau, weil er die Kernzelle einer Idealstadt werden sollte, in der alle Lebensbedürfnisse der Arbeitenden erfüllt werden sollten, in der sie aber unter der königlichen Allmacht auch unentrinnbar gefangen sein würden.

Claude-Nicolas Ledoux gehört zu den sogenannten Revolutionsarchitekten, die die Baukunst des ausgehenden 18. Jahrhundert mit außergewöhnlich gewagten und ausgefallenen Gebäudeformen bereicherten. Ledoux's Entwürfe wirkten im 20. Jahrhundert insbesondere anregend auf die sogenannte Postmoderne.

Im Rheinland hat sich der Bildhauer Erwin Heerich, der Schöpfer der Gebäude des Museums Insel Hombroich und der naheliegenden Raketenstation, besonders mit dem architektonischen Formenkanon von Ledoux auseinandergesetzt.

Centre Pompidou

„Kultureller King-Kong“? Details zur Entstehung des „Centre Pompidou“ in Paris

1971-1977 entstand nach Plänen des Architektenduos Richard Rogers und Renzo Piano das erste Kulturzentrum der Welt in der Erscheinungsweise einer Fabrik, mit nach außen verlegten Tragwerkselementen und Versorgungseinrichtungen wie Klimatechnik, Wasser, Strom und Aufzügen und Treppen. Für viele, die Kultur immer noch mit griechischer Tempelkunst assoziierten, ein Schock. Für andere, die die Kultur der Eliten der sogenannten „Straße“ gegenüber öffnen wollten, ein unbedingt notwendiger Schritt in die richtige Richtung.

Der Vortrag erläutert die Entstehungsgeschichte des Bauwerks sowie die Ideenwelt, aus der die beiden jungen britischen Architekten kamen, aber auch die organisatorischen, konstruktiven und gestalterischen Grundideen des Gebäudes.

Wilhelm Mundt

Von „trash“, „aliens“ und „artificial intelligence“ – Gedanken zur Formensprache des Bildhauers Wilhelm Mundt

Wilhelm Mundt, 1959 in Grevenbroich geboren und in Rommerskirchen im Kreis Neuss lebend, mittlerweile Professor für Bildhauerei an der Dresdener Kunstakademie, zählt zu den wichtigsten Schülern des englischen Bildhauers Tony Cragg, der heute Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie ist. Wilhelm Mundt wurde mit seinen sogenannten „Trash-Stones“ berühmt, hochästhetische, großen Findlingen ähnliche Kunststoffplastiken, die in ihrem Inneren hochgiftigen Industrieabfall bewahren.

Der Vortrag erläutert die Ideen des Bildhauers, der unseren Begriff von Natur auf den Kopf stellt, der Schönes und Gefahrvolles, Künstliches und Kunstvolles mit dem Schein des Natürlichen unentwirrbar verbindet.

Paula Modersohn-Becker

„Ich habe den letzten Tag in Paris ... so riesig intensiv an Worpswede gedacht." - Paula Modersohn-Becker zwischen Weltstadt und Dorf im Moor

Ohne die biblische Einfachheit der Menschen in Worpswede hätte die Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) ihre große Einfachheit der Form nicht entwickeln können, die ihren wesentlichen Beitrag zur Kunstgeschichte des beginnenden 20.Jahrhunderts ausmacht. Die Worpsweder Erfahrungen allein jedoch wären nicht fruchtbar gewesen ohne die Anregungen, die sie bei ihren Paris-Aufenthalten erfuhr. Der Vortrag zeigt an ausgewählten Gemälden, wie sich die Bildsprache der Künstlerin entwickelte und aus welchen Quellen sie dabei Anregungen aufnahm.

Peter Zumthor

„...jedes gut geschaffene Ding hat ein ihm angemessenes Ordnungsgefüge, ..." - Das Diözesanmuseum in Köln und andere Bauten von Peter Zumthor

Zwei viel beachtete Bauwerke hat der Schweizer Architekt Peter Zumthor (*1943) 2007 im Rheinland fertiggestellt, die Bruder-Klaus-Feldkapelle in Mechernich-Wachendorf und das Diözesanmuseum in Köln. Werke eines Architekten, der jahrelang an seinen Entwürfen feilt, die für ihre außerordentliche baukünstlerische Qualität hoch gelobt werden. Der Vortrag zeigt an diesen und anderen Bauten des Architekten, z.B. der Therme im schweizerischen Vals oder dem Kunsthaus Bregenz, auf welche Weise er „angemessene Ordnungsgefüge“ für die jeweiligen Bauaufgaben gefunden hat und jedes Gebäude „am Ort festzumachen“ in der Lage ist.

Kunststudium

Und was läuft hinter dem „Rundgang“? Gegenwart und Geschichte künstlerischer Lehre - am Beispiel der Düsseldorfer Kunstakademie

Der Vortrag erklärt, warum die Düsseldorfer Kunstakademie so aussieht, wie wir sie kennen. Und woher das dortige Studium seine Struktur erhalten hat, mit der Vielfalt seiner Werkstätten und dem Meisterklassenprinzip. Zur Sprache kommt, was sich hinter dem öffentlichen Rundgang abspielt, der jährlich viele Besucher anzieht.

Interessantes wird dabei zu Tage gefördert, aus dem Denken Leonardo da Vincis, der aus der Kunst eine geachtete Wissenschaft machen wollte, aus der Zeit des Absolutismus, der die akademische Ausbildung ganz der Huldigung des Herrscher verpflichtete, und aus der Romantik, die nach dem Genie suchte, das keinerlei Ausbildung nötig haben sollte.

Der Vortrag gibt Antwort auf die Frage, warum lange an den Akademien nur gezeichnet, jedoch nicht gemalt wurde, warum im 19. Jahrhundert gerade in England das Handwerk mit der Kunst wieder versöhnt werden sollte und warum heute der alten Königs-Disziplin des Aktzeichnens nur noch eine Randexistenz zukommt.

Gerahmt werden die historischen Tatsachen durch amüsante Schilderungen ihres jeweils zeittypischen künstlerischen Studienalltags von Henry van de Velde, George Grosz und Günther Grass.

Peter Behrens

Peter Behrens - Maler, Typograph, Industriedesigner und Architekt. Leben und Werk

Vom Jugendstil-Farbholzschnitt „Der Kuss“(1898) bis zum Ende der Arbeit für die AEG in Berlin (1914)
Vom Düsseldorfer Mannesmann-Haus (1911) bis zum Entwurf der AEG- Hauptverwaltung für Albert Speers gigantomanische Berliner Nord-Süd-Achse
(1937-39)

Die beiden Vorträge zeichnen ein lebendiges Bild des Malers, Typographen, Industriedesigners und Architekten. Anlass ist, dass sich die Architekturabteilung der Düsseldorfer Fachhochschule die klangvolle Bezeichnung „Peter Behrens School of Architectur“ zugelegt hat. Und sie hat Recht: es gibt mehrere wichtige Gründe, warum sich Düsseldorf und seine Umgebung an Peter Behrens stolz erinnern kann!

Sein spannendes Leben führt den Zuhörer zu den wichtigsten Schauplätzen und Protagonisten der Kunstentwicklung des ausgehenden 19. bis weit ins 20. Jahrhundert. Die Lebensreform-Bewegung kommt zur Sprache, der Werkbund und Karl Ernst Osthaus als eifriger Förderer der Künste. Und vor allem Peter Behrens als „Ziehvater“ so wichtiger Architekten wie Walter Gropius, Mies van der Rohe und Le Corbusier. Ein spannendes Kapitel Kunst-, Architektur- und Zeitgeschichte!

Bauhaus-Quellen

90 Jahre Staatliches Bauhaus in Weimar – wie eine Legende entstand

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, noch bevor Deutschland zum ersten Mal zur Republik wurde, entstand in Weimar, das wahrhaft keine Metropole war, das legendäre Staatliche Bauhaus. Der von dieser neuen Schule angeblich kreierte Stil verfolgt uns bis heute, während weniger bekannt ist, aus welchen historischen Quellen sich die Gründungsideen speisten.

Der Vortrag widmet sich daher erstens der Stadt Weimar und ihrer kulturellen Entwicklung und Bedeutung.

Zweitens zeichnet er ein Bild der Person des belgischen Gestalters und Architekten Henry van der Velde, der weit vor Gropius in Weimar die Kunstgewerbeschule gründete und auch Bauten der Kunstgewerbe- und Kunstschule baute, in denen Gropius seine Lehre begann.

Drittens macht er mit den Ideen des 1907 gegründeten Deutschen Werkbundes vertraut, der von Zeitgenossen in seiner nationalen Bedeutung dem Flottenverein gleichgestellt wurde, und ohne dessen leitende Ideen das Bauhaus nie in die Welt gekommen wäre.

Im weiteren geht es natürlich um die Person Walter Gropius' und die besonderen Umstände der Weimarer Gründung im Frühjahr 1919. Der Vortrag schließt mit einer Darstellung der Grundideen des weltweit geschätzten deutschen Hochschulmodells.

Daniel Libeskind

Daniel Libeskind - „KÖ-Bogen“-Sieger in Düsseldorf. Leben und Werk des amerikanischen Architekten

Ein Vortrag zum Leben und Werk des amerikanischen Architekten, der in Düsseldorf ein wichtiges Stück Stadtreparatur zu verantworten hat, mit dessen Bau 2012 begonnen wird. Im Einzelnen wird zu folgenden Fragen Stellung genommen: Welche Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen haben Daniel Libeskind geprägt? Wie hat sich seine Formensprache entwickelt und woran lässt sich seine „Handschrift“ erkennen? Gibt es eine ihm eigene Art des Umgangs mit Raum, Licht und Materialien? Welche Vorbilder, Anknüpfungs- und Bezugspunkte, Quellgründe und Ahnväter seiner Ideen gibt es und aus welchen Gründen gehört Libeskind zu den Vertretern des „Dekonstruktivismus“ in der Architektur?

Bremer Böttcherstraße

Bremen, Böttcherstraße - Bernhard Hoetger, Ewald Mataré und das Haus „Atlantis“ - Zwei deutsche Bildhauerschicksale zwischen Kunst und Macht

Das vom Bildhauer und Architekten Bernhard Hoetger Anfang der 30er Jahren als Teil der Böttcherstraße erbaute "Haus Atlantis" wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges vom Meerbuscher Bildhauer Ewald Mataré, der an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte und dessen Schüler Georg Meistermann, Erwin Heerich und Joseph Beuys berühmt wurden, neu gestaltet.

Der Vortrag zeichnet ein Bild des Lebens von Bernhard Hoetger und dessen Mäzen und Ideengeber, dem Bremer Kaffee-HAG-Unternehmer Ludwig Roselius. Erläutert wird, aus welchen marktstrategischen und ideologischen Beweggründen die Böttcherstraße im allgemeinen, speziell aber das "Haus Atlantis", entstanden ist. Geschildert wird, warum das legendäre "Atlantis" in der Nordsee untergegangen sein soll, wie dies mit dem "nordischen" Denken in Zusammenhang stand, und warum die Böttcherstraße dennoch als "entartet" galt. Dargestellt wird aber auch, mit welcher Sinngebung Ewald Mataré die ihm in den 60er Jahren gestellte Aufgabe gelöst hat und wo sich sein Werk mit dem bildnerischen Denken Hoetgers berührt.

David Chipperfield

Das neue Folkwang-Museum in Essen im Zusammenhang mit anderen Werken des englischen Architekten David Chipperfield in Deutschland

Essen hat 2010 ein neues Folkwang-Museum erhalten, das in nur zwei Jahren Bauzeit nach den Plänen des Engländers David Chipperfield entstand. Hoch gerühmt wird seine der klassischen Moderne verpflichtete Schlichtheit, die einfühlsame, respektvolle Bezugnahme auf den Altbau der fünfziger Jahre, aber auch die gelungene städtebauliche Einbindung, die einer Art Stadtreparatur gleichkommt. Der Vortrag macht mit diesem neuen Werk von Chipperfield bekannt und setzt es in Beziehung zu anderen zeitgenössischen Museumsbauten sowie zu weiteren Werken des international renommierten Architekten, wie etwa der Rekonstruktion des Neuen Museums in Berlin oder dem Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar.

Ai Weiwei

Inmitten des Zusammenpralls - Der Bildhauer Ai Weiwei zwischen chinesischer Tradition und westlichen Bildsprachen

Populär gemacht hat ihn die Zusammenarbeit mit dem Basler Architektenduo Jacques Herzog und Pierre de Meuron für die Olympiade 2008 in China. Die von ihm ersonnene Nestform des Olympiastadions von Beijing kennt heute jeder. Zu seiner Popularität hat aber auch die Teilnahme an der Kasseler Documenta 12 im Jahr 2007 beigetragen. Er wurde zum Liebling der Medien, als er 1001 Landsleute nach Kassel holte und sie die abendländische Kultur von heute erleben ließ. Eindrucksvoll fanden viele seine gelassene Reaktion auf das Zusammenbrechen eines aus historischen chinesischen Türen zusammengefügten Turmes. Ohne die Berührung mit minimal und concept art im New York der achtziger Jahre und seine Faszination für das Werk Marcel Duchamps sind seine heutigen Arbeiten nicht denkbar. Jedoch auch nicht ohne sein beherztes Eintreten gegen den kulturellen Verfall in seiner Heimat.

Der Vortrag macht mit mehreren Werkgruppen des berühmtesten lebenden chinesischen Bildhauers und Architekten bekannt und versucht die Quellgründe seiner Bildsprache aufzuzeigen.

Die Gebrüder Asam

Die Gebrüder Asam – zwei Meister des Gesamtkunstwerkes
Spätbarocke Kirchenkunst in Bayern

„Heiliges Theater“, Theatrum Sacrum, inszenierten Cosmas Damian und Egid Quirin Asam in zahlreichen Kirchen vor allem Süddeutschlands, aber auch Österreichs, der Schweiz und Böhmens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die beiden gegen Ende des 17. Jahrhunderts geborenen Brüder waren als Architekten, Stuckatore, Bildhauer und Freskanten tätig, wobei sie italienische Malkultur und -raffinesse adaptierten und weiterentwickelten, um mit vielfältigen bildnerischen Mitteln in schwelgerischen Bildern Gläubige von göttlicher Wirkungsmacht zu überzeugen.

Der Vortrag beginnt mit den historischen Voraussetzungen ihres Wirkens, beschreibt die familiäre Herkunft und Ausbildung und erläutert die vom Brüderpaar kunstvoll genutzten Techniken der Fertigung plastischer Figuren aus Stuck und der Freskomalerei. Im weiteren geht er auf italienische Vorbilder wie Andrea Pozzo, Lorenzo Bernini und Giovanni Battista Gauli ein und zeigt als Beispiele aus dem umfassenden Werk der Brüder die Klosterkirche in Rohr, die Benediktinerabtei St. Georg in Kelheim-Weltenburg, das Kloster St. Emmeran in Regensburg, Maria de Victoria in Ingolstadt sowie St. Johann Nepomuk in München, die sogenannte „Asam-Kirche“.

Harry Graf Kessler

Ein Aristokrat der Künste auf der Suche nach dem neuen Menschen – Harry Graf Kessler und die Kulturreform zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Der 1868 in Paris geborene Sohn eines Hamburger Bankkaufmanns und einer anglo-irischen Adligen lebte nach abgeschlossenem Jurastudium in Bonn und Leipzig das Leben eines vermögenden, kulturfördernden Privatiers mit politischem Engagement und diplomatischem Ehrgeiz. Sein großes Interesse galt einer bedeutenden Stellung in der mondänen Gesellschaft der wilhelminischen Ära, wobei er sich jedoch als Europäer verstand. Der Vortrag schildert die Persönlichkeitsbildung des begeisterten Tagebuchschreibers durch familiäre Herkunft, Schule und Studienzeit und zeigt seine Teilhabe an den kulturreformerischen Strömungen, die am Ende des 19. einsetzten und den Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmten. Ausführlich beschrieben wird sein Engagement für die Zeitschrift PAN und seine Bemühungen, Weimar zu einer dritten kulturellen Blüte zu führen, die letztendlich die dortige Gründung des Bauhauses vorbereitet haben. Ein besonderer Augenmerk wird der Fähigkeit Graf Kesslers gewidmet, Künstler zu fördern und zu gemeinsamer Verwirklichung bedeutender Projekte zusammenzuführen.

Portland

Portland – Geographie und Geschichte einer Insel

Seine Blütezeit hat Portland längst hinter sich. Ein Klotz aus Kalkstein im Ärmelkanal, ausgehöhlt von zahlreichen Steinbrüchen, an der Südküste Großbritanniens, nahe Weymouth, einem viktorianisch geprägten Seebad. Halb London, 224 km entfernt, ist aus dem berühmten Portland Limestone erbaut. Und vieles mehr auf der ganzen Welt.

Narben mehrerer Eisenbahnstrecken, auf denen der begehrte Stein abtransportiert wurde, prägen die Insellandschaft. Hoch oben, auf dem höchsten Punkt des Felsens, 115 Meter über dem Meer, liegen zwei martialisch wirkende Gefängnisse, eins in einer Zitadelle aus dem 19. Jahrhundert, ein anderes für Jugendliche, in nicht weniger Angst einflößendem historischen Gemäuer aus dem vorletzten Jahrhundert.

Und, zwischen der Insel und dem Festland eingeschlossen, ein riesiges leeres Hafenbecken, einst eines der größten künstlichen der Welt, früher ein wichtiger Stützpunkt für die Königliche Marine.

Längst hat die Natur die alten Wunden zurückerobert und bettet ein sehenswertes Tuch über die rauen Hinterlassenschaften. So ist ein verhaltener Charme entstanden, der die Landschaft nie süßlich werden lässt. Darüber hinaus lässt sich vieles entdecken, das nachhaltig begeistert: Das Inselende „Portland Bill“ mit seinen drei Leuchttürmen und dem reißenden Gezeitenstrom „Portland Race“, ein 29 km langer Dünenwall, gebildet aus unzähligen Kieseln, der durch die Novelle „On Chesil Beach“ des Briten Ian McEwan Berühmtheit erlangte oder die rhythmisch geschwungene Kreideküste von Dorset mit den dahinter liegenden historisch erhaltenen Dörfern und Orten.

Der Vortrag zeigt, welche historischen Kräfte die heutige Topographie der Insel geprägt haben und warum es Sinn machen kann, einen solchen Ort zu einem längeren anregenden Aufenthalt zu nutzen. Anlass für den Autor, sich diesem Thema zu widmen, waren mehrfache Aufenthalte auf der Insel in einem Atelierhaus in unmittelbarer Nähe des Meeres.

Bauhaus-Geschichte

Das Bauhaus – 14 Jahre Ringen um neue Gestaltung

Das Bauhaus ist legendär. Viele halten es für einen Stil, dessen Aktualität sich bis heute erhalten hat. Wie konnte dies einer Schule gelingen, die unter schwierigsten materiellen, politischen und sozialen Bedingungen tief in der deutschen Provinz 1919 entstand und genauso alt wurde wie die erste deutsche Republik? Wer hat sich dort getroffen und die wichtigsten Ideen der ersten zwanzig Jahre des neuen Jahrhunderts zu einer schlüssigen Lehre und Lebenshaltung verbunden? Gegen welche Widerstände hatte sich das neue Hochschulmodell zu behaupten?

Der Vortrag beginnt mit den ersten sechs Jahren in Weimar, wo man sich von einer esoterisch-expressionistischen Grundhaltung zu einer rationalistisch-technischen Anschauung durchrang, die die industrielle Fertigung in den Mittelpunkt der Lehre stellte. Das Kapitel endet mit der ersten Vertreibung durch die Nationalsozialisten und der Übersiedlung nach Dessau.

Am von Walter Gropius entworfenen neuen Gebäude des Bauhauses in Dessau werden die Bauwerk gewordene Struktur des Bauhaus-Unterrichts erläutert und die intensiven Veränderungen dargestellt, die sich von 1928 bis 1930 durch das Ausscheiden des Schulgründers und das neue Direktoriat des sozialistisch ausgerichteten Architekten Hannes Meyer vollzog.

In einem weiteren Kapitel wird der Versuch des dritten Direktors Ludwig Mies van der Rohe dargestellt, die Hochschule aus der politischen Diskussion herauszuführen und die Lehre gegen die Interventionen der Nationalsozialisten aufrecht zu erhalten, was letztlich trotz des Umzugs 1932 nach Berlin nicht gelang.

Der Vortrag schließt mit der Darstellung der Wirkungsgeschichte der Bauhaus-Ideen. Denn Professoren und Studenten verteilten sich in der ganzen Welt, emigrierten vor allem in die USA und arbeiteten dort im „Bauhaus-Sinn“ weiter. Für Deutschland wird vor allem die Arbeit der 1953 gegründeten und anfangs von Max Bill geleiteten Hochschule für Gestaltung in Ulm dargestellt, die letztendlich zur großen heutigen Reputation der „Bauhaus-Gedanken“ geführt hat.